„Magic Mike’s Last Dance“: Channing Tatum tanzt sich frei (2024)

„Magic Mike’s Last Dance“ Channing Tatum tanzt sich frei

Regisseur Stephen Soderbergh liefert das Finale der „Magic Mike“-Reihe. Zu erleben ist ein ein hochwertig choreografierter Film mit einer erstaunlich erwachsenen Liebesgeschichte im Mittelpunkt.

08.02.2023, 07:47 Uhr

„Magic Mike’s Last Dance“: Channing Tatum tanzt sich frei (1)

Nicht nur bei deutschen Schulbehörden, sondern auch in Hollywood haben Quereinsteiger eine Chance. Arnold Schwarzenegger hantelte sich vom Bodybuilder zum „Terminator“ (und späteren US-Gouverneur). Dwayne Johnson stand als Wrestler unter dem Kampfnamen „The Rock“ im Ring, bevor er mit Filmen wie „Fast and Furious“ oder „Jumanji“ zum bestbezahlten Hollywood-Star aufstieg. Aber den schillerndsten Karriereweg hat wohl Channing Tatum zurückgelegt: In jungen Jahren verdiente er in Florida als Stripper gutes Geld, bis er zunächst zum Model und schließlich zum Filmschauspieler avancierte.

Die Erfahrungen seiner wilden Jugend konnte Tatum dann 2012 in Steven Soderberghs „Magic Mike“ gewinnbringend einarbeiten. Der Film begab tief hinein in die Welt der Männer-Strip-Clubs, ließ in schillernden Showeinlagen männlichen Narzissmus und weiblichen Voyeurismus sinnliche Feste feiern und verwies gleichzeitig mit gutem Milieu-Gespür auf die zwischenmenschlichen Probleme in dem Berufsstand. „Magic Mike“ brachte es auf ein stattliches Einspielergebnis von 167 Millionen Dollar und einen gewissen Kultstatus – und für Channing Tatum gab es die Krone des „Sexiest Man Alive“, die jedes Jahr vom „People“-Magazin ausgelobt wird.

Drei Jahre später holte Regisseur Gregory Jacobs die Gang um Tatum noch einmal zusammen und schickte sie in „Magic Mike XXL“ auf einen sexy Roadtrip durch den amerikanischen Süden. Das von Tatum produzierte internationales Bühnen-Event „Magic Mike Live“ ist seit 2017 in Las Vegas, London, Sydney, Berlin und vielen anderen Städten zu sehen.

Nun hat Steven Soderbergh mit „Magic Mike’s Last Dance“ wieder selbst die Regie für ein letztes Revival des Stripper-Films in die Hand genommen. Channing Tatum ist mittlerweile 42. Aber alle Zweifel, ob seine körperliche Verfassung noch jene titelspendende Magie entfaltet, werden gleich zu Beginn des Filmes fachgerecht ausgeräumt. Im sonnigen Miami schlägt sich Mike Lane als Barkeeper durch, seit seine Tischlerei, mit der er sich eine solide Existenz aufbauen wollte, pleite gegangen ist. Beim co*cktail-Schütteln lernt er eine schwerreiche Society-Diva mit dem klangvollen Namen Maxandra Mendoza (Salma Hayek Pinault) kennen, die gerade versucht, über eine hässliche Trennung hinwegzukommen. Eigentlich hat Mike geschworen, sich nie wieder als strippender Frauentröster zu verdingen. Aber Maxandra macht ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann.

Und dann legt er los, der Channing. Lässt die Lenden geschmeidig im Schoß der Klientin kreisen, schlängelt seinen muskulösen Oberkörper um sie herum, gräbt den Kopf zwischen ihre Beine, hebt die Frau scheinbar mühelos rittlings in die Luft, um sie sanft auf dem Küchen­tresen abzusetzen. Gefühlte zehn Filmminuten geht das so sauber choreografiert und flüssig geschnitten kreuz und quer durchs Apartment, bis der Tänzer sich mit einer langsamen Klimmzug-Bewegung hautnah an der Kundin nach oben zieht und dabei noch lässig die Hose abstreift.

Vor so viel lasziver Körperbeherrschung muss man einfach kapitulieren. Das fühlt auch Maxandra, für die die Nacht mit dem magischen Mike zum therapeutischen Erweckungserlebnis wird. Mit neu gewonnenem Elan und lukrativem Honorar lädt sie Mike nach London ein, wo sie durch die Scheidung in den Besitz des altehrwürdigen „Rattigan“-Theaters gekommen ist. Das langweilige Kostümdrama, das dort gerade in Vorbereitung ist, wird nun nach ihrem Willen in eine Strip-Tanz-Show umgewandelt, bei der Mike Regie führen soll. Vom italienischen Ballett-Tänzer bis zum Street Dancer am Piccadilly Circus wird eine bunte, hochbegabte Truppe zusammengestellt, die den Zuschauerinnen im Saal jenes erotische Befreiungsgefühl vermitteln soll, das Maxandra selbst in Miami gespürt hat.

In „Magic Mike’s Last Dance“ schraubt Soderbergh den tanzkünstlerischen Anspruch deutlich nach oben. Rekrutiert wurde hier aus dem internationalen Pool der „Magic Mike Live“-Shows, der einige talentierte Tänzer bereit hält. Elemente aus Hip-Hop, Salsa, Breakdance, Jazz und zeitgenössischem Tanz fließen in den athletischen Stripshows ineinander.

Zwischen den zahlreichen Tanzeinlagen erzählt Soderbergh die sich anbahnende Liebesgeschichte von Mike und Maxandra, die ganz erwachsen auf Augenhöhe zueinander finden, als unterhaltsames Wechselbad der Gefühle. Deutlich konturierter als in den Vorgängerfilmen, die das weibliche Begehren vornehmlich als Massenphänomen im Saal feierten, fällt in „ The Last Dance“ die Entwicklung der weiblichen Hauptfigur aus.

Mit ihrer brodelnden Energie wirft sich Salma Hayek Pinault furchtlos in das Gefühlschaos der Diva, die zwischen Herrschsucht, Egozentrik, Liebesbedürftigkeit, Sehnsucht, Kreativität und Selbstfindungsbedürfnis ihren Weg sucht.

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